Working Equitation Hindernisse im Trail
Working Equitation Hindernisse
Working Equitation gewinnt weltweit immer mehr an Beliebtheit im Pferdesport. Ursprünglich aus der südeuropäischen Arbeitsreitweise der Rinderhirten entwickelt, kombiniert diese Sportart Elemente aus Dressur-, Trail- und Rinderarbeit. Das Vertrauen zwischen Pferd und Mensch steht dabei im Vordergrund. Die Freiwilligkeit und Losgelassenheit des Pferdes fließen mit in die Bewertung ein.
Auch im Freizeitbereich beginnen immer mehr Reiter damit, Kurse zu besuchen, um einen Trailparcours zu absolvieren oder das Reiten mit der Garrocha zu lernen. Beides fördert die Geschicklichkeit und schult die Genauigkeit der Hilfengebung. Eine Herausforderung gemeinsam mit seinem Pferd zu meistern ist einfach ein tolles Gefühl! Daher rate ich jedem, es einfach mal auszuprobieren.
Viele der Hindernisse sind einfach aufgebaut aber gar nicht so leicht in der Umsetzung. Was genau in einer Trail-Prüfung verlangt wird, erkläre ich dir jetzt.
Inhaltsverzeichnis
Was wird beim Stiltrail und Speedtrail von dir und deinem Pferd verlangt?
Beim Stiltrail besteht die Aufgabe darin, wie der Name schon sagt, stilvoll einen Trailparcours aus mehreren Hindernissen zu meistern. Dass du das ganze natürlich üben musst, versteht sich von selbst. Viele der Hindernisse, wie z.B. der Wassergraben finden sich heute auch häufig im Bereich des Gelassenheitstrainings wieder.
Bewertet wird die flüssige, bereitwillige und korrekte Ausführung des Hindernisses und natürlich auch die Art und Weise, wie Pferd und Reiter die Aufgabe meistern. Das Pferd sollte locker, losgelassen, durchlässig und motiviert sein. Auch das ist ein zentraler Bestandteil der Bewertung.
Beim Speedtrail geht auch die benötigte Gesamtzeit mit in die Bewertung mit ein.
Der Working Equitation Trail in Leistungsklasse E
In der Einsteigerklasse ist der Schwierigkeitsgrad natürlich am geringsten. Sie dient dazu, das Pferd Reiter Paar an die Aufgaben heranzuführen und sich weiterzuentwickeln. In der Trailarbeit wird die Dressur angewendet und in eine konkrete Aufgabe verwandelt. Viele Pferde finden diese Art der Arbeit deutlich sinnvoller und sind motivierter als beim reinen Dressurtraining.
Mögliche Hindernisse, die dir in einer E-Prüfung begegnen können, beschreibe ich dir jetzt einmal kurz.
Die Brücke
Der Klassiker im Trail Parcours ist das Überqueren einer Brücke. Es handelt sich um eine simple Holzkonstruktion, die leicht erhöht und an den Seiten begrenzt ist. Die Herausforderung besteht darin, dass das Pferd die Brücke ruhig und kontrolliert im Schritt (Ausnahme Speedtrail) überquert, ohne dabei unsicher zu wirken oder unnötige Schritte zu machen. Mindestens ein Huf muss den Brückenboden berühren, darüber springen zählt also nicht.
Tipp: Du kannst dir auch Paletten ganz einfach selbst eine Brücke bauen. Achte auf einen rutschfesten Boden und keine Verletzungsgefahren.
Der Pferch
Der Pferch ist ein umzäunter Kreis mit einer Öffnung zum Ein- und Ausreiten. Der innere geschlossene Kreis hat 3 Meter Durchmesser. Im Abstand von 1,20 Meter verläuft die äußere Begrenzung. Häufig sind die Pferche aufwändig dekoriert, mit Tieren in der Mitte oder anderen Gegenständen wie landwirtschaftlichen Maschinen.
Tipp: Baue dir die Kreise mithilfe von Hütchen auf. Bohre Löcher in die Hütchen und führe ein Seil als Zaun hindurch zum Üben.
Die zwei Tonnen
Das Hindernis besteht wie der Name schon sagt aus zwei Tonnen, die im Abstand von 3 bis 6 Metern, je nach Schwierigkeitsgrad, aufgestellt werden. Nun musst du eine liegende Acht um die Tonnen reiten. Dabei reitest du zuerst um die rechte Tonne eine Volte und dann nach dem Handwechsel eine Volte um die linke Tonne. Der Durchmesser der Volten entspricht dem Abstand der Tonnen.
In der schweren Klasse wird die Aufgabe auch rückwärts geritten.
Tipp: Stelle zwei Pylonen oder Hindernisständer gegenüber auf und beginne mit dem größten Abstand im Schritt oder Trab, bevor du die Übung im Galopp versuchst und den Abstand schrittweise verringerst.
Der einfache Slalom
Der einfache Slalom besteht aus 5 senkrecht im Boden steckenden Stangen im Abstand von 6 bis 9 Metern. Darum wird ein Slalom geritten, ohne dabei die Stangen umzuwerfen. Diese Übung wird bereits in der Einsteigerklasse im Trab gefordert. Später wird im Galopp mit fliegenden Wechseln oder mit einem Übergang über Trab oder Schritt der Slalom passiert. Die Übergänge sollten möglichst fließend sein und das Pferd nicht ins Stocken geraten.
Tipp: Du kannst Agility-Stangen aus dem Hundesport benutzen, oder einfach Hütchen aufstellen. Bitte keine Hindernisständer für diese Übung, das Verletzungsrisiko beim engen Umreiten ist zu groß.
Der Parallelslalom
Für den Parallelslalom werden 5 bis 7 senkrecht im Boden steckende Stangen in zwei parallelen Reihen aufgebaut. Der Abstand zwischen den Reihen beträgt 6 bis 9 Meter, der einzelne Stangenabstand ebenfalls. Die Stangen werden versetzt angeordnet, sodass sie immer in der Mitte der Lücke der gegenüberliegenden Reihe stehen. Auch dieses Hindernis wird im Trab oder Galopp geritten.
Die drei Tonnen
Hierfür werden 3 Tonnen im jeweiligen Abstand von 3 bis 6 Metern aufgestellt, sodass ein gleichseitiges Dreieck entsteht. Reite nun durch einen Schenkel des Dreiecks hinein und eine Volte um das Fass zu deiner Rechten (rechte Dreiecksspitze). Reite dann mit einem Handwechsel eine halbe Volte links herum um die obere Dreiecksspitze und dann ohne Handwechsel weiter links herum eine Volte um die linke Dreiecksspitze. Verlasse dann das Hindernis wieder an der Stelle, an der du hinein geritten bist. Klingt kompliziert, denke dir einfach ein dreiblättriges Kleeblatt als Eselsbrücke, dann klappt es auch.
Tipp: Statt Tonnen kannst du zum Üben auch wieder Hütchen oder Sprungständer verwenden.
Die Glockengasse
Die ca. 1,50 Meter breite Gasse besteht aus zwei langen, leicht erhöhten Balken und der Glockenvorrichtung. In erhöhter Schwierigkeit kann auch ein Stangen-L, wie es aus der Stangenarbeit bekannt ist, aufgebaut werden. Einsteiger reiten im Schritt in die Gasse, in den höheren Klassen wird hinein galoppiert. An der Position der Glocke solltest du zum halten kommen, die Glocke läuten und im Anschluss dein Pferd rückwärts wieder aus der Gasse hinaus reiten.
Tipp: Zum Üben kannst du die Glocke auch auf einem Stehtisch abstellen oder du bittest jemanden, die dir zu halten.
Der Krug
Diese Aufgabe ist eher unspektakulär und richtet sich eher an die Geduld des Pferdes beim Warten. Ein mit Wasser oder Sand gefüllter Krug steht aus einem etwa 1 Meter hohen Tisch und muss über Kopfhöhe angehoben werden. Das Pferd soll dabei geschlossen, ruhig und gelassen stehen, während der Reiter die Aufgabe ausführt. Anschließend verlässt du das Hindernis wieder in der jeweiligen Gangart.
Becher umsetzen
Stelle zwei Stangen senkrecht im Abstand von 1,20 Meter nebeneinander auf. Auf einer der Stangen steckt ein Becher oder anderer Gegenstand. Reite nun in der geforderten Gangart möglichst gerade auf das Hindernis zu. Achte darauf, rechtzeitig einen Übergang zu Schritt zu reiten, sodass du sauber zwischen den Stangen zum Stehen kommst. Mit deiner Arbeitshand nimmst du nun den Becher von der einen Stange und steckst ihn auf die andere Stange. Beim Becher Umsetzen sollte das Pferd ruhig stehen, damit du die Aufgabe in Ruhe absolvieren kannst. Im Anschluss verlässt du das Hindernis geradeaus.
Tipp: Natürlich kannst du hier auch zwei Sprungständer benutzen. Um den richtigen Moment zum Durchparieren zu finden, hilft es, wenn du dir vor dem Hindernis Pylonen als Markierungspunkte aufgestellt hast.
Die zusätzlichen Hindernisse ab Leistungsklasse A
Ab Klasse A kommen weitere Trailhindernisse hinzu. Das Tempo wird erhöht und es wird eine höhere Versammlungsbereitschaft und Rittigkeit vom Pferd gefordert, um den Parcours möglichst flüssig durchlaufen zu können.
Der Sidepass
Lege eine Stange leicht erhöht auf den Boden. Die Aufgabe besteht darin, die Stange seitwärts zu überqueren, sodass sie zwischen den Vorder- und Hinterbeinen liegt und das Pferd sie nicht berührt. Das Trailhindernis wird in beliebiger Gagart angeritten und kurz davor zum Schritt durchpariert. Die einzige Ausnahme ist hier wieder der Speedtrail, bei dem die Stange auch in höherer Gangart als im Schritt passiert werden darf. Reite gerade auf die Stange zu, pariere durch, wende die Hinterhand deines Pferdes und passiere die Stange anschließend seitwärts.
Tipp: Versuche dich zuerst im Schenkelweichen. Später kannst du es auch im Travers versuchen.
Der Sprung
Der Sprung ist denke ich selbsterklärend. Baue einen konventionellen kleinen Sprung mit maximal 50 cm Höhe auf. Wie auch beim Springreiten darf die Stange nicht abgeworfen und auch nicht berührt werden. Der Sprung wird im Galopp geritten.
Das Tor
Beim Tor besteht die Aufgabe darin, es zu öffnen, hindurchzureiten und zu schließen und zwar ohne vom Pferd abzusteigen. Reite gerade auf das Tor zu und kurz davor einen Übergang zum Schritt. Mithilfe einer Vorhandwendung positionierst du dein Pferd parallel zum Tor, um es mit deiner Arbeitshand öffnen zu können. Reite hindurch und schließe es wieder.
Tipp: Zum Üben kannst du zwei Hindernisständer aufstellen und ein Seil darüber legen, das das Tor symbolisiert.
Der Rückwärtsslalom
Der Rückwärtsslalom funktioniert wie der Vorwärtsslalom, nur eben rückwärts geritten.
Der Stier (Ringstechen inklusive Stange aufnehmen und absetzen)
Hierfür werden zwei Tonnen, eine Stierattrappe und eine Garrocha benötigt. Die beiden Tonnen sind eigentlich nur Halterungen für die Garrocha vor und nach dem Ringstechen. Reite auf die Garrocha zu, nimm sie auf und reite dann in der geforderten Gangart auf die Stierattrappe zu. Der Ring muss im Vorbeireiten gestochen werden. Danach stellst du die Garrocha in der zweiten Tonne wieder ab.
Working Equitation Trail Hindernisse ab Leistungsklasse L
In den höheren Klassen kommen zwar noch weitere Hindernisse dazu, vor allem steigt aber das Tempo.
Der Wassergraben
Der Wassergraben ist ein Hindernis, bei dem das Pferd durch einen mit Wasser gefüllten Graben laufen muss. Die Herausforderung besteht darin, dass das Pferd Wasser unter den Hufen spürt und den Graben sicher überquert, ohne zu zögern, darüber zu springen oder daran vorbei zu laufen.
Der Wall
Der Wall ist vergleichbar mit dem Sprung, nur dass es jetzt eher einem Vielseitigkeitshindernis ähnelt. Es ist ein fester Sprung mit maximal 50 cm Höhe, der im Galopp geritten werden muss.
Die Plane
Die Plane steht symbolisch für einen anderen Untergrund, der von Pferd passiert werden muss, ohne dass es sich davor fürchtet. Was genau aufgebaut wird, liegt in den Händen des Tturnierveranstalters.
Jetzt bist du dran!
Insgesamt zeigt die Working Equitation durch ihre verschiedenen Trail-Hindernisse, dass sie weit mehr als nur einen Reitsport darstellt. Sie ist eine Disziplin, die die Vielseitigkeit von Reitern und Pferden in den Vordergrund stellt, indem sie Geschicklichkeit, Gehorsam, Präzision und Teamarbeit in unterschiedlichsten Situationen und Geländebedingungen fordert.
Wenn du dich selbst und dein Pferd also einmal herausfordern möchtest, schnapp dir diese Anleitung und übe den Parcours!
Häufig gestellte Fragen zum Thema „Working Equitation Hindernisse“
Welche Pferde eignen sich für Working Equitation?
Working Equitation ist für verschiedene Pferderassen geeignet, jedoch bevorzugt man wendige und vielseitige Pferde, wie Quarter Horses, Lusitanos oder Andalusier.
Was macht man bei Working Equitation?
Bei Working Equitation kombiniert man Dressur, Geschicklichkeit im Trail und Rinderarbeit. Reiter und Pferd müssen Hindernisse präzise bewältigen und ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen.
Welches Gebiss benutzt man für Working Equitation?
Die Gebisswahl in Working Equitation hängt von der individuellen Präferenz des Reiters und der Empfindlichkeit des Pferdes ab. Oft kommen Trensen oder Kandaren mit geeigneten Mundstücken zum Einsatz. In der schweren Klasse wird einhändig auf blanker Kandare geritten.
Woher kommt Working Equitation?
Working Equitation hat seine Wurzeln in den landwirtschaftlichen Arbeitsweisen Südeuropas, insbesondere in Portugal, Frankreich, Italien und Spanien. Es entwickelte sich aus den traditionellen Methoden der Rinderarbeit und wurde zu einer eigenständigen Reitdisziplin.