Verladetraining / Hängertraining – Wie bekomme ich mein Pferd sicher auf den Anhänger? 

Verladetraining Pferd





Verladetraining Pferd

Ein Pferd auf den Anhänger zu verladen kann für viele Pferdebesitzer stressig und herausfordernd sein. Ob wir in die Klinik fahren, in einen neuen Stall umziehen oder aufs Turnier fahren – ein sicheres und entspanntes Verladetraining bereits vorab ist entscheidend, um unangenehme Situationen zu vermeiden.

Geht ein Pferd partout nicht auf den Anhänger, hat es sehr wahrscheinlich bereits schlechte Erfahrungen mit dem Verladen gemacht.

Du möchtest jetzt wissen, wie sich alle Pferde durch gezieltes Training stressfrei verladen lassen? Dann solltest du dir unbedingt meine Schritt für Schritt Anleitung durchlesen und natürlich direkt ausprobieren! Das beste daran: sie ist natürlich vollkommen kostenlos!

Bist du bereit?

Wenn es ans Verladen geht, bedeutet das oft eine stressige Herausforderung für viele unserer Pferde und ihre Besitzer. Aus diesem Grund ist regelmäßiges Anhängertraining von entscheidender Bedeutung, nicht nur um das Wohlbefinden des Pferdes zu gewährleisten, sondern auch für die Sicherheit aller Beteiligten. Es ermöglicht uns, eine Vertrauensbasis zu unserem vierbeinigen Freund aufzubauen und das Hängerfahren mit deutlich weniger Stress zu meistern.

Das Fluchttier Pferd sieht in der Regel in einem Anhänger einen engen, dunklen und unbekannten Raum und bekommt Angst. Das ist eine vollkommen natürliche Reaktion, die tief in den Urinstinkten verankert ist.

Durch häufiges Training wird das Verladen Schritt für Schritt zu einer Routine, die es als positiv und stressfrei wahrnimmt. Es wird zunehmend gelassener der Situation gegenüber. So können wir potenzielle Probleme frühzeitig erkennen und beheben, bevor es zu einer Situation kommt, in der Schnelligkeit und Sicherheit gefragt sind, wie der Transport in eine Tierklinik bei einer Kolik.

Insgesamt ist Anhängertraining also weit mehr als nur das Gewöhnen an einen metallenen Raum auf Rädern. Es ist eine Investition in die Sicherheit, das Vertrauen und das Wohlbefinden des Pferdes sowie in die Entspanntheit des Besitzers.

Also, warum nicht regelmäßig Zeit für dieses wichtige Training einplanen und sicherstellen, dass dein Pferd die Anhängerfahrt ebenso gelassen sieht wie du selbst?

Tipp: Es gibt viele weitere Alltagssituationen, die deinem Pferd Angst machen können. Plane daher regelmäßig auch Gelassenheitstraining in eure Routine mit ein.

Verladetraining Pferd

Du möchtest jetzt erfahren, wie du deinem Pferd die Angst vor dem Pferdehänger nehmen kannst? 

Dann lies dir jetzt hier meine 9 Schritte für eine stressfreie Verladeroutine durch.

Wichtig: Der Pferdeanhänger muss immer an ein passendes Zugfahrzeug angekuppelt sein! Achte darauf, dass er sicher auf geradem Untergrund aufgestellt ist und nicht wackelt, um unnötige Ängste zu vermeiden.

Stelle das Gespann an einen vertrauten, ruhigen und sicheren Ort, z.B. den Reitplatz. Stelle sicher, dass der Anhänger sauber und gut beleuchtet ist, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Öffne Türen und Klappen, damit das Pferd ein Gefühl von Raum und Offenheit hat. Nimm für die ersten Übungen die Trennwand vollständig heraus, um den Raum für das Pferd noch mehr zu vergrößern.

Achte selbst darauf, dass du und deine Hilfsperson zum Üben einen Tag wählt, an dem ihr beide entspannt seid und keinen Zeitdruck habt.

Verwende ein gut sitzendes, stabiles Halfter. Wenn du am Knotenhalfter üben möchtest, ziehe trotzdem ein Stallhalfter darüber, denn du solltest dein Pferd im Anhänger niemals am Knotenhalfter anbinden.

Ein Führstrick in ausreichender Länge oder eine Longe geben dir genügend Raum, um sicher und flexibel mit deinem Pferd zu agieren. 

Außerdem sollten du und deine Hilfsperson festes Schuhwerk und Handschuhe tragen. Eine Gerte kann während des Verladens als Verlängerung des Armes genutzt werden, allerdings nur, wenn das Pferd stressfrei auf die Gerte reagiert.

Tipp für später: Gewöhne dein Pferd erst ggf. an Transportgamaschen und Schweifschoner bevor du diese im Anhängertraining selbst verwendest. Beides kann auf längeren Fahrten für manche Pferde sinnvoll sein.

Bevor du mit dem eigentlichen Verladen beginnst, ist es wichtig, eine Phase der Vorbereitung und des Aufwärmens in der Bodenarbeit einzuplanen. Fokussiere dich darauf, eine positive Verbindung zwischen dir und deinem Pferd aufzubauen, indem du gemeinsame Übungen durchführst, die das Vertrauen stärken.

Hier eignen sich besonders gut Führübungen aus den verschiedenen Bereichen des Horsemanship wie Antreten, Rückwärtsrichten und Seitwärtsweichen. Diese Übungen verbessern nicht nur die Kommunikation zwischen euch, sondern bereiten gleichzeitig auf die geforderten Bewegungen beim Verladen vor.

Nutze die Zeit, um die Aufmerksamkeit deines Pferdes auf dich zu lenken und es zu sensibilisieren. Integriere positive Verstärkung, wie Stimmlob oder wenn du möchtest Leckerlis, um das gewünschte Verhalten zu belohnen. Ziel ist es, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen und das Pferd mental auf den nächsten Schritt, das Betreten des Anhängers, vorzubereiten.

Führe das Pferd nun relativ gleichgültig in die Nähe des Hängers. Lass es den Anhänger aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, während du Ruhe und Gelassenheit ausstrahlst. Lobe jede Form von Neugier und lass es jederzeit selbständig näher treten, wenn es den Hänger untersuchen möchte.

Wende dann wieder ab und gehe in einem großen Bogen auf die Rampe zu. Achte darauf, dass du nicht zu schnell vorgehst, um Stress zu vermeiden. Falls dein Pferd zögert, ermutige es noch einen Schritt weiter zu gehen, ohne Druck auszuüben. Belohne kleine Fortschritte mit Lob und Streicheleinheiten.

Sobald das Pferd entspannt steht, wende wieder ab und beginne von vorn.

Das Ziel dieses Schrittes ist es, eine positive Verbindung zum Anhänger zu schaffen. Die schrittweise Annäherung ermöglicht es, Vertrauen zu fassen und die unbekannte Umgebung des Anhängers als sicher zu empfinden.

Tipp: Hier ist Geduld gefragt! Jeder Schritt in Richtung Anhänger ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Nachdem ihr Vertrauen zum Pferdeanhänger aufgebaut habt, beginnst du damit, schrittweise die Rampe hinaufzuführen. Dieser Prozess erfordert Geduld und Ruhe, also nimm dir die Zeit, die dein Pferd benötigt.

Denke immer daran: Das Pferd gibt das Tempo vor! Setze dir für jede Einheit ein erreichbares Ziel und arbeite darauf hin.

Starte mit kleinen Schritten, indem du das Pferd dazu ermutigst, die Vorderhufe auf die Rampe zu setzen. Belohne jeden Fortschritt und gehe danach wieder in einem großen Bogen weg. Lass das Pferd in seinem eigenen Tempo agieren und zwinge es zu nichts.

Sobald die Vorderhufe sicher auf der Rampe sind, animiere es dazu, die Hinterhufe aufzusetzen. Bis das Pferd schließlich alle vier Hufe auf der Rampe stehen hat, können einige Trainingseinheiten verstrichen sein.

Nun geht es daran, den ersten Schritt ins Innere zu wagen. Gehe auch hier nach dem gleichen Prinzip vor. Zunächst animierst du dein Pferd dazu, einen Schritt nach drinnen zu machen, lobst es ausführlich, lässt ihm einen Moment Zeit zum Verarbeiten und gehst dann wieder rückwärts aus der Situation. Hast du es schließlich geschafft, dass alle Pferdebeine im Inneren stehen, kannst du die Trennwand wieder einbauen und erneut von vorn beginnen.

Wenn du den zweiten Schritt des Betretens mit Trennwand gemeistert hast, ist es nun an der Zeit, die Sicherheitsstange zu schließen. Beginne, indem du die Stange vorsichtig anhebst und sie in Position bringst. Berühre das Pferd leicht mit der Stange, übe aber keinen Druck aus. Lass die Stange dann langsam herunter und beobachte die Reaktion deines Pferdes. Wiederhole diesen Schritt bis du die Stange schließen kannst. 

Öffne die Stange wieder und achte jetzt besonders darauf, dass das Pferd beim Rückwärtstreten nicht versucht, nach hinten raus zu schießen. Wenn das passiert, gehe direkt wieder vorwärts in den Hänger und nochmal ruhig nach draußen.

Steht das Pferd nun ruhig bei geschlossener Stange, wird es an beiden Seiten angebunden. Die Anbinder sollten mit einem Karabiner an der Innenwand und Trennwand befestigt sein und mit Panikhaken am Halfter geschlossen werden. Die Anbinder dürfen auf keinen Fall zu lang sein, sodass das Pferd im Hänger den Kopf nicht unter die Bruststange stecken kann.

Nachdem dein Pferd sicher im Anhänger steht und angebunden ist, schließt sich der Verladevorgang mit dem sicheren Verschließen der Hängerklappe. 

Hebe die Klappe vorsichtig an und senke sie langsam, während du auf die Reaktion deines Pferdes achtest. Manche Pferde können in diesem Moment etwas unruhig werden, also ist es wichtig, geduldig zu bleiben und möglicherweise eine kurze Pause einzulegen, um dem Pferd Zeit zu geben, sich zu beruhigen.

Bleibt es entspannt, kannst du die Klappe vollständig schließen und auch die Seitentür zu machen. Warte 1 bis 3 Minuten außerhalb des Hängers und bewege dich nicht unnötig. Gehe dann wieder zu deinem Pferd in den Anhänger und lade es ruhig wieder aus.

Hast du alle vorherigen 8 Schritte gemeistert geht es jetzt ans Anhängerfahren. Übe zunächst einfach nur den Motor zu starten und wieder auszuschalten. Funktioniert das ohne dass sich das Pferd aufregt, kannst du eine kleine Runde um den Block fahren.

Außerdem ist es wichtig, dass es zu Beginn erst ein paar Runden um den Block geht und du wieder zu Hause ankommst. Neue Orte könnt ihr erkunden, sobald die Sicherheit da ist, dass nichts passiert.

Integriere das Verladen ab jetzt regelmäßig in deinen Trainingsplan. So stellst du sicher, dass du die Routine beibehältst und dein Pferd immer sicher auf den Hänger geht.

Im Pferdetraining spielt das richtige Loben eine entscheidende Rolle. Positive Verstärkung ist der Schlüssel zum Erfolg. Jedes Pferd reagiert unterschiedlich auf Lob, wie verbale Anerkennung, sanfte Streicheleinheiten oder Leckerlis. Beobachte aufmerksam die Reaktion deines Pferdes und identifiziere, was ihm besonders zusagt.

Lobe dein Pferd umgehend und großzügig, wenn es einen Schritt in die gewünschte Richtung macht. Sei dabei präzise im Timing, damit es die Verbindung zwischen seinem Verhalten und der Belohnung klar versteht. Positive Verstärkung schafft nicht nur eine angenehme Lernatmosphäre, sondern stärkt auch das Vertrauen zwischen dir und deinem Pferd.

Verladetraining Pferd

Verladetraining Pferd

Die Fähigkeit, sein Pferd sicher auf den Anhänger zu verladen, kann im Ernstfall lebensrettend sein. Der Besuch einer Tierklinik bei einer Kolik, Evakuierungen oder der Transport zu einer sicheren Umgebung in Notsituationen erfordern, dass das Pferd vertrauensvoll auf den Anhänger geht. Ein durchdachtes Verladetraining, wie in den vorherigen Schritten beschrieben, stellt sicher, dass das Pferd nicht nur kooperiert, sondern den Anhänger mit Ruhe und Vertrauen auch in Stresssituationen betritt.

Das Training wird somit zu einer Investition in die Sicherheit und das Wohlbefinden des Pferdes. Es schafft nicht nur die Grundlage für stressfreie Anhängerfahrten, sondern kann im Ernstfall die Sicherheit und Gesundheit des Pferdes gewährleisten. Daher ist die Zeit und Mühe, die du investierst, nicht nur eine lohnende, sondern auch eine lebenswichtige Maßnahme für jeden verantwortungsbewussten Pferdebesitzer.

Wie bekomme ich mein Pferd auf den Hänger?

Um dein Pferd auf den Hänger zu bekommen, ist ein strukturiertes Verladetraining entscheidend. Beginne mit positiven Erfahrungen, schrittweisem Annähern an den Anhänger und setze auf positive Verstärkung, um Vertrauen aufzubauen.

Was kostet Verladetraining fürs Pferd?

Die Kosten für Verladetraining variieren, abhängig von Trainer / Trainerin, Dauer und Region. Es kann zwischen 50€ und 200€ pro Trainingseinheit kosten. Es ist jedoch möglich, selbstständig mit gezieltem Training zu arbeiten.

Auf was muss ich beim Verladen eines Pferdes achten?

Wenn du dein Pferd verladen möchtest, ist es wichtig, eine ruhige Umgebung zu schaffen, den Anhänger gründlich vorzubereiten und geduldig mit dem Pferd zu trainieren. Positive Verstärkung und schrittweises Vorgehen fördern ein entspanntes Verladen.

Warum geht ein Pferd nicht auf den Hänger?

Gründe, warum ein Pferd nicht auf den Hänger geht, können Ängste, schlechte Erfahrungen, gesundheitliche Probleme oder mangelndes Vertrauen sein. Ein behutsames Verladetraining, das auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes eingeht, kann diese Hindernisse überwinden.

Autor

  • Larissa

    Ich bin stolze Besitzerin von zwei selbst ausgebildeten Pferden, Pferdetrainerin aus Leidenschaft und besitze ein Händchen für die Pferdeflüsterei. Ich möchte mit dir mein gesammeltes Wissen aus den letzten 20 Jahren teilen und hoffe, die Welt ein kleines bisschen pferdefreundlicher zu machen.

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