Diagnose: Trageerschöpfung beim Pferd – 5 effektive Übungen zum Muskelaufbau

Trageerschöpfung Pferd Übungen






Trageerschöpfung Pferd Übungen

Du hast die Diagnose Trageerschöpfung von deinem Tierarzt erhalten und fragst dich nun als verantwortungsvoller Pferdebesitzer, wie du dein Pferd dabei bestmöglich unterstützen kannst, wieder gesund zu werden? Dann habe ich hier genau das Richtige für dich: 5 Übungen, die euch dabei helfen, die Oberlinie und die Tragkraft zu verbessern.

Die Trageerschöpfung ist ein weit verbreitetes Problem, das oft unterschätzt wird. Dabei handelt es sich um eine Ermüdung der Rumpfträgermuskulatur, die für das Tragen des Reiters verantwortlich ist. Das kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, die nicht nur den Rücken des Pferdes betreffen, sondern auch zu Erkrankungen wie Arthrose oder Kissing Spines führen können. Um dem Ganzen entgegenzuwirken, ist gezieltes Training zur Stärkung der relevanten Muskulatur unerlässlich. 

Ich zeige dir hier 5 effektive Übungen, die dazu beitragen, die Tragemuskeln des Pferdes gezielt aufzubauen. Natürlich soll das alles nicht langweilig für euch werden, denn so ein Training dauert in der Regel mehrere Monate. Also, legen wir los und starten in die Welt der Bodenarbeit!

Trageerschöpfung Pferd Übungen

Das einfachste Erkennungsmerkmal der Trageerschöpfung ist der Senkrücken. Dabei sinkt der Brustkorb zwischen den Schulterblättern ab und das Brustbein steht hervor. Viele Pferde haben aufgrund der Fehlbelastung bereits einen ausgeprägten Unterhals entwickelt. Meist ist die Bauchmuskulatur zu schwach, um die Rückenmuskeln beim Tragen des Reiters zu unterstützen. Lässt die Kraft nach, verliert das Pferd die Spannung in der Oberlinie und es hat nicht mehr die körperlichen Möglichkeiten, einen Reiter gesund zu tragen.

Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind rückständige Vorderbeine. Meist treten sie gepaart mit einer Durchtrittigkeit in den Fesselgelenken auf, sodass die Hinterhand nicht unter den Schwerpunkt des Pferdes treten kann.

Außerdem kannst du bei einer Aufwölbung im Bereich der Lendenwirbelsäule auch häufig auf eine Trageschwäche schließen. Weitere Merkmale können z.B. Lahmheit, Erkrankungen wie Arthrose, Verspannungen, Probleme mit Bändern und Gelenken oder Druckschmerzen entlang der Wirbelsäule sein.

Möchte man eine Trageschwäche behandeln, muss zunächst die Ursache gefunden werden. Hierfür solltest du dein Pferd tierärztlich untersuchen lassen. Nur der Tierarzt kann feststellen, ob es sich tatsächlich um eine Muskelerkrankung handelt oder ob andere Faktoren, wie etwa orthopädische Probleme, eine Rolle spielen.

Ist die Ursache identifiziert, kann es ratsam sein, dem Pferd eine angemessene Ruhephase zu gönnen, um die überbeanspruchten Muskeln zu entlasten und die Regeneration zu fördern. In dieser Zeit solltest du dir zusammen mit Tierarzt, Physiotherapeut / Osteopath, Hufschmied, Sattler und Trainer einen Plan fürs Pferd überlegen. Hierbei ist es wichtig, den gesamten Pferdekörper zu betrachten und nicht nur einzelne Muskelgruppen. Der Plan sollte folgende Punkte beinhalten:

  • Physiotherapie / Osteopathie: Die Behandlung löst Verspannungen und Blockaden und hilft dabei, dass sich das Pferd wieder geschmeidiger bewegen kann.
  • Regelmäßige tierärztliche Kontrolle: Haben wir es mit einer Trageerschöpfung zu tun, ist es wichtig, dass der Zustand des Pferdes sich im gesunden Rahmen verbessern kann und es bestmöglich medizinisch betreut wird. Auch die Zahnkontrolle und Behandlung von Begleiterscheinungen der Muskelschwäche gehören dazu.
  • Gezielte Anpassung des Trainings zum Muskelaufbau: Durch gezielte Übungen wird der Rumpf gestärkt und die gesamten Muskelketten aufgebaut.
  • Anpassung der Fütterung: Auch eine entsprechend sinnvolle Diät sollte gemeinsam erarbeitet werden. Ist dein Pferd zusätzlich noch zu dick, wirkt sich das negativ auf die gesamte Behandlung aus. Ist es zu dünn, kann es die benötigte Muskulatur nicht aufbauen.
Trageerschöpfung Pferd Übungen

Ein zentraler Bestandteil der Behandlung der sogenannten Trageerschöpfung ist die gezielte Mobilisierung der Muskulatur und natürlich das Muskelaufbautraining. Besonders wichtig ist hier die Rumpfträgermuskulatur, da sie nicht nur das Reitergewicht trägt, sondern auch gleichzeitig als Stoßdämpfer fungiert.

Ich erkläre dir nun 5 Übungen, die euch auf dem Weg aus der Trageschwäche heraus helfen werden. Selbstverständlich sollte für dich sein, dass dein Pferd in dieser Zeit nicht geritten wird. Denn schon der Sattel allein kann die Rückenprobleme weiter verschlimmern.

Mithilfe von Übungen zur Koordination und Balance wird das Körperbewusstsein des Pferdes neu geschult. Was viele Pferdebesitzer nicht wissen ist, dass Übungen auf Balance-Pads und Pferdewippen nicht nur eine spaßige Sache sind, sondern vor allem die Propriozeption, also die eigene Körperwahrnehmung extrem verbessern können.

Balance-Pads bieten eine instabile Oberfläche, die das Pferd dazu anregt, seine Tiefenmuskulatur zu stabilisieren. Pferdewippen fördern nicht nur das Gleichgewicht, sondern schulen auch die Koordination. Zum Wippen muss das Pferd die Bauchmuskeln anspannen und mit der Hinterhandmuskulatur unterstützen.

Plie Pferd

Außerdem können Zirkuslektionen dabei helfen, den Körper wieder geschmeidig zu machen, vergleichbar mit Yoga beim Menschen. Besonders der Spanische Schritt hilft dabei, den Brustkorb anzuheben und das gesamte Schulterblatt zu lösen. Beim Plié dehnen wir die Schulter und bringen den Rumpf in Richtung Boden, so dass der Pferderücken gerade gestreckt und ebenfalls gedehnt wird. Die beste Übung für die Hinterhand ist hier ganz klar das Steigen. Ob du es deinem Pferd beibringen möchtest, musst du aber selbst entscheiden.

Lösende Übungen für den Pferderücken sind dazu da, Verspannungen zu lösen und die Muskulatur auf das bevorstehende Training vorzubereiten. Durch gymnastizierende Übungen an der Hand, wie etwa das Stellen und Biegen im Stand, Schritt und später auch im Trab und Galopp, wird der Pferderücken mobilisiert und auf das Longieren vorbereitet.

Beim Longieren wollen wir ein Pferd, dass sich selbst tragen kann, Schub aus der Hinterhand erzeugt und sich ohne im Seil zu hängen auf der Kreisbahn biegt. Um das zu erreichen, solltest du dein Pferd am Kappzaum mit folgenden Übungen vorbereiten:

  • Biege den Hals im Stand vorsichtig zu beiden Seiten. Das Pferd soll dem leichten Druckgefühl am Kappzaum nachgeben und mit dem Kopf deiner Hand folgen.
  • Führe den Kopf sanft Richtung Boden und gen Himmel. Auch hiermit wollen wir eine sanfte Verbindung zum Pferdekopf schulen, um es auch auf Distanz abfragen zu können.
  • Stelle dein Pferd im Genick, ohne dass die Biegung des Halses hinzukommt.
  • Richte das Pferd rückwärts und daraus heraus wieder vorwärts (quasi ein Jojo-Spiel). Je flüssiger die Übergänge sind, desto besser. Achte darauf, dass der Kopf beim Rückwärtsrichten nicht nach oben drückt, sondern bestenfalls in Dehnungshaltung nach unten kommt.
  • Verschiebe die Hinterhand, ohne dass sich die Vorhand groß mit bewegt. Hierbei muss dein Pferd mit der Hinterhand nach vorne unter den Schwerpunkt treten.
  • Verschiebe die Vorhand des Pferdes, ohne dass sich die Hinterhand groß mit bewegt. Hierbei muss dien Pferd Last auf die Hinterhand aufnehmen, um sich vorne flüssig bewegen zu können.

Equikinetic haben viele Pferdemenschen schon einmal gehört, aber wie wirkungsvoll die Methode wirklich ist, zeigt sich vor allem bei der Behandlung einer Trageschwäche. Innerhalb der blau-gelben Quadratvolte findet effektives Intervalltraining statt, dass sowohl die Muskulatur als auch die Kondition aufbaut. Die Bodenmarkierungen durch die Dualgassen geben dem Pferd einen sicheren Rahmen. Zusätzlich fördert die Konditionierung auf das Geräusch des Intervalltimers die Motivation. Die Dauer der Trainingseinheiten wird exakt vorgegeben, um Überforderung zu vermeiden.

Das Geländetraining ist eine natürliche und abwechslungsreiche Möglichkeit, die Muskulatur des Pferdes zu stärken. Das Arbeiten auf unterschiedlichem Boden, bergauf, bergab und über Stock und Stein, fördert nicht nur den Muskelaufbau, sondern verbessert auch die Balance und Trittsicherheit des Pferdes. Zudem bietet das Geländetraining eine willkommene mentale Abwechslung und stärkt das Vertrauen zwischen euch.

Also, schnapp dir Halfter und Strick und geh mit deinem Pferd spazieren, am besten in Schritt und Trab und auf möglichst unebenem Boden. So stärkst du auch gleichzeitig das gesamte Bindegewebe.

Die klassische Arbeit an der Hand und am langen Zügel hilft dir dabei, eine feine Kommunikation über die Zügel aufzubauen. Außerdem kannst du bestens an den Seitengängen wie Schulterherein und Travers arbeiten. Jegliche Dressurlektionen kannst du mit dieser Form der Arbeit entwickeln und das ganz ohne dass du in den Sattel steigen musst.

Die Ausbildung an der Hand stärkt nicht nur die Muskulatur in den einzelnen Lektionen, sondern verbessert auch die Versammlung und Durchlässigkeit des Pferdes. 

Hilfszügel helfen nicht! Sie kaschieren optisch ein Problem und verursachen gleichzeitig zwei weitere. Also schmeiß sie weg und fange an, dein Pferd zu trainieren!

Ein Pferd sollte in der Lage sein, seinen Rücken selbständig zu tragen und sich auf natürliche Weise zu bewegen. Der Gebrauch von Hilfszügeln führt zu einer erzwungenen, unnatürlichen Körperhaltung, die wiederum zu Verspannungen und Muskelproblemen führt. Ein gut durchdachtes Training, das auf gymnastizierenden Übungen basiert, fördert eine natürliche Haltung und verbessert die Muskulatur des Pferdes. Bringe dem Pferd bei, wie es gesund laufen kann, genau wie dir ein Fitnesstrainer erklärt, wie du eine Übung richtig ausführst, damit du deine Probleme bekommst.

Überforderung ist ein weiterer häufiger Fehler im Pferdetraining. Das Pferd sollte stets auf seinem aktuellen Leistungsstand trainiert werden. Zu hohe Anforderungen, sei es in Bezug auf Intensität oder Schwierigkeitsgrad der Übungen, können nicht nur physischen, sondern auch psychischen Stress verursachen. Leistungsabfall, Demotivation und gesundheitliche Probleme sind die Folge.

Für einen sinnvollen Trainingsfortschritt solltest du daher immer genau die körperliche und geistige Verfassung deines Pferdes berücksichtigen und den Trainingsplan daran anpassen.

Tipp: Habe immer einen Plan B in der Tasche, falls äußere Umstände euch dazu zwingen.

Das dritte und nicht zu unterschätzende Risiko ist das Übertraining durch unzureichende Pausen. Pferde benötigen ausreichend Zeit zur Regeneration, um sich von den Belastungen des Trainings zu erholen. Kontinuierliches Training ohne ausreichende Pausen kann zu Ermüdung, Muskelschäden und sogar zu chronischen Problemen führen. Ein gut strukturiertes Trainingsprogramm sollte daher Pausenzeiten einplanen, in denen sich das Pferd erholen und regenerieren kann. 

Was kann ich alles gegen Trageerschöpfung beim Pferd tun?

Gegen Trageerschöpfung beim Pferd hilft gezieltes Muskelaufbautraining, einschließlich Balance-Übungen, lösender Gymnastik, Equikinetic, Geländetraining und klassischer Arbeit an der Hand. Tierärztliche Untersuchungen und Anpassungen des Trainingsplans sind ebenfalls wichtig.

Was ist eine Trageerschöpfung beim Pferd?

Die Trageerschöpfung ist eine Muskelermüdung, die durch die falsche Belastung des Rückens entsteht. Symptome können ein Senkrücken und Verspannungen sein. Eine Effektive Behandlung erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise mit tierärztlicher Unterstützung und gezieltem Training.

Wie bekommt ein Pferd mehr Kraft?

Ein Pferd gewinnt mehr Kraft durch gezieltes Muskelaufbautraining. Übungen zur Stärkung der Tragemuskulatur, wie Equikinetic und verschiedene weitere Formen der Bodenarbeit helfen gezielt dabei, das Pferd gewichtslos auszubilden und Kraft aufzubauen.

Autor

  • Larissa

    Ich bin stolze Besitzerin von zwei selbst ausgebildeten Pferden, Pferdetrainerin aus Leidenschaft und besitze ein Händchen für die Pferdeflüsterei. Ich möchte mit dir mein gesammeltes Wissen aus den letzten 20 Jahren teilen und hoffe, die Welt ein kleines bisschen pferdefreundlicher zu machen.

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