Equikinetic® – Trainingsplan zum Muskelaufbau beim Pferd

Equikinetic Trainingsplan Pferd







EQUIKINETIC® – Trainingsplan

Muskelaufbau beim Pferd

Blaue und gelbe Gassen, longieren in der Quadratvolte und Dualaktivierung sind Begriffe, die mittlerweile mindestens eine Person im Stall kennt. Sie gehören zur hocheffizienten und einfach umzusetzenden Methode der Equikinetic®. Diese ist für Freizeitpferde und Sportpferde geeignet und sogar als Aufbautraining nach Verletzungen oder chronischen Erkrankungen anwendbar. Equikinetic fördert gezielt die Fitness und den Aufbau der Muskulatur unserer Vierbeiner.

Du fragst dich jetzt bestimmt: Und wie funktioniert das ganze? – Das erkläre ich dir in diesem Artikel und zeige dir, wie du mit einem Equikinetic-Trainingsplan in kürzester Zeit zu einem topfitten Pferd kommst.

Das Training der Muskulatur im Allgemeinen ist entscheidend, um unser Pferd gesund zu erhalten. Es verbessert die Stabilität, fördert die Gelenkbeweglichkeit, beugt Verletzungen vor und unterstützt die korrekte Haltung. Muskelaufbau trägt außerdem zu einer besseren Tragfähigkeit und Balance bei, was insgesamt die Fitness und das Wohlbefinden des Pferdes steigert und dabei hilft, die Rittigkeit zu verbessern. Außerdem kann gezieltes Krafttraining dabei helfen, Rückenprobleme zu mindern und die allgemeine Beweglichkeit zu optimieren. Ein schlecht bemuskeltes Pferd hat ein höheres Risiko für Arthrosen und chronischen Erkrankungen im Bewegungsapparat.

Muskelaufbau Pferd mit Equikinetic Trainingsplan

Das gezielte Intervalltraining auf der sogenannten Quadratvolte hilft dabei, Muskulatur aufzubauen und fördert gleichzeitig die gleichmäßige Entwicklung der Muskelgruppen z.B. der gelenkstützenden Tiefenmuskulatur. Du kannst den Muskelaufbau natürlich noch zusätzlich unterstützen, indem du deinem Pferd Aminosäuren fütterst.

Schon nach kurzer Zeit verbessert sich die Balance und Koordination. Dadurch, dass das Pferd auf beiden Seiten gleichmäßig trainiert wird, wird die Geraderichtung gefördert und die natürliche Schiefe ausgeglichen. Die immer gleiche Routine in der Abfolge hilft dabei, die mentale Ausdauer zu verbessern und die ungeteilte Aufmerksamkeit für eine einzelne Konzentrationsübung zu fördern.

Dein Pferd hat Rückenprobleme? – Die symmetrischen Bewegungen helfen dabei, die Muskulatur des Stützapparates, vor allem im Rücken, zu stärken. Diese Muskulatur wird unter anderem benötigt, um einen Menschen zu tragen. Außerdem kann das Training dabei unterstützen, eine Trageerschöpfung zu behandeln und ihr vorzubeugen.

Ihr habt Probleme damit, einen gleichmäßigen Takt zu finden? – Das systematische Training hilft euch dabei, Taktfehler zu korrigieren, indem es dein Pferd dazu anleitet, rhythmisch und koordiniert zu arbeiten.

Jedes Pferd besitzt eine natürliche Schiefe. Diese kann etwa aufgrund muskulärer Dysbalancen des Bewegungsapparates stärker oder schwächer ausgeprägt sein. Durch die symmetrischen Übungen in der Quadratvolte wird ein starker Trainingsreiz gesetzt und gezielt beide Körperseiten gleichmäßig trainiert. Dadurch schaffen wir es vollkommen reitweiseübergreifend das Pferd gerade zu richten.

Sport und gesunde Ernährung halten nicht nur uns Menschen fit, nein – du ahnst es schon – auch Pferde brauchen Sport, um lange gesund und fit zu bleiben. Der Mix aus Intervalltraining und Longieren ist ein intensives hocheffizientes Training, bei dem Muskulatur und Faszien in der Arbeitsphase gleichmäßig trainiert werden. Die Muskulatur wird benötigt, um den Skelettapparat zu stützen und oft irreparable Schäden von Sehnen und Bändern vorzubeugen. Selbst alte Pferde profitieren noch mental und körperlich von der Bewegung, die gar nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie du jetzt vielleicht denken magst.

Pferd fit und agil bis ins hohe Alter mit Equikinetic Trainingsplan

So, genug von der Theorie, gehen wir in die Umsetzung! Ich zeige dir jetzt Schritt für Schritt, wie du selbst damit starten kannst, durch die blau-gelben Gassen zu longieren.

Equikinetic beruht auf dem isokinetischen Trainingsprinzip. Das Bedeutet, dass Muskelgruppen während einer Übung einen gleichbleibenden Widerstand überwinden müssen, in diesem Fall das Longieren in Innenstellung innerhalb der Gassen. Durch die langsame Gewöhnung an die Übung ist das Training besonders gelenkschonend, was gleichzeitig die Muskelgruppen deutlich harmonisiert und Muskelkater vorbeugt, aber trotzdem ein besonders ausgeprägtes Muskelwachstum garantiert.

Hast du dich schonmal gefragt, warum ausgerechnet die Farben Blau und Gelb für die Gassen und Pylonen gewählt worden sind? – Ganz einfach: Pferde sehen ihre Welt in Blau, Gelb und verschiedenen Grautönen und haben somit ein geringeres Farbspektrum als wir Menschen. Dafür können sie Kontraste besonders gut wahrnehmen. Die Farben helfen dabei, beide Gehirnhälften besser miteinander zu vernetzen und wir erreichen damit eine deutlich höhere Hirnaktivität. Also: egal, was du für Gassen, Stangen oder Pylonen verwenden möchtest: achte auf die Farben! 

Kleiner Tipp: die Gassen sind mit Absicht aus Schaumstoff gehalten. Du hast ja bereits gelernt, dass wir vielen Pferden mit den Übungen für eine bestimmte Zeit eine sehr starke geistige Leistung abfordern können. Lässt die Konzentration nach und das Pferd tritt aus versehen auf die Gassen, ist somit das Verletzungsrisiko minimiert.

So einfach funktioniert der Equikinetic Aufbau der Quadratvolte:

Lege vier Gassen aneinander zu einem Kreuz. Lege nun an die Enden des Kreuzes jeweils abwechselnd eine blaue und eine gelbe Gasse. Löse nun das Kreuz auf und lege die jeweils andere Farbe in einem Meter Abstand weiter nach außen parallel zur ersten Gasse. Hast du deine Quadratvolte aufgebaut, geht es jetzt auch schon direkt in die Umsetzung! Das erkläre ich dir im nächsten Abschnitt.

Jetzt kann es endlich losgehen! Hast du bisher nur normal longiert, wird dir die Position relativ nah am Pferd vielleicht etwas ungewöhnlich vorkommen, sie ist aber einfach umzusetzen. Stelle dich selbst auf Schulterhöhe des Pferdes, halte mit der kurzen Longe Kontakt zum Pferdekopf und nutze die Gerte, um dein Pferd sanft vorwärts zu treiben oder die Schulter noch außen zu korrigieren. So bringen wir das Pferd in Stellung und Biegung und zwar sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gassen.

Equikinetic Trainingsplan

Das Pferd darf als erstes die neue Bewegung kennenlernen. Das Tempo im Schritt, später im Trab, hängt individuell vom Pferd ab und sollte zu Beginn eher langsamer gehalten werden, um die Bewegungsabläufe zu schulen. Hat das Pferd das Schema verstanden und die Kraft und Koordination, um flüssig in Stellung und Biegung innerhalb der Gassen zu laufen, ohne sich im Genick zu verwerfen oder gegen die Hilfen anzugehen, kann das Tempo gesteigert werden.

Das feste Zeitsystem hilft dir dabei, damit du das Pferd nicht unterschiedlich lange belastest. Der Timer gibt dir nun genau die Arbeitsphasen und die Pausenzeiten vor. In der Arbeitsphase bewegt ihr euch innerhalb der Quadratvolte vorwärts. Die Pause findet in der Mitte der Quadratvolte statt und wird gleichzeitig zum Handwechsel genutzt, welchen du nach jeder Arbeitsphase direkt einleitest. Lobe dein Pferd ausführlich in der Pause! Es wird schon bald das Timersignal mit der Pause verknüpfen und von selbst in die Mitte kommen. Es wird fleißig mitarbeiten, weil es genau weiß, dass nach einer bestimmten Zeit die Pause kommt und dass das Training nicht in die Länge gezogen wird, weil etwas nicht gut geklappt hat.

Das Trainingsmodell ist flexibel und kann individuell an die Bedürfnisse jedes Pferdes angepasst werden. Somit musst du für Jungpferde ein kürzeres Programm absolvieren, als z.B. für erfahrene und gut ausgebildete Pferde. Auch Rehapferde haben andere Bedürfnisse als Pferde, welche voll im Training stehen. Passe also das Pensum an dein Pferd an und beobachte, ob du es forderst aber nicht überforderst! Wie du Überforderung erkennst, erkläre ich dir im nächsten Abschnitt.

Das erste Anzeichen von Überförderung erkennst du deutlich, wenn das Pferd Schwierigkeiten hat, sich zu konzentrieren und erste Anzeichen von Unaufmerksamkeit, wie stolpern und aus den Gassen laufen, zeigt. Auch ein plötzlicher Rückgang in der Leistungsbereitschaft oder Schwierigkeiten bei Aufgaben, die das Pferd normalerweise beherrscht, können Anzeichen für Überforderung sein.

Hängt die Nase schon tief am Boden, klemmt es den Schweif ein oder lässt den Rücken hängen, weißt du auch sofort, dass die Kraft nicht mehr ausreicht. Du solltest die Einheit beenden.

Beginnt dein Pferd, gegen die Hilfen anzugehen und reagiert sogar gereizt, steht es bereits stark unter Stress und du solltest das Training sofort beenden.

Du weißt jetzt wie du die Übungen durchführen sollst und worauf du achten musst, um Überforderung vorzubeugen. Jetzt erkläre ich dir noch, nach welchem Zeitsystem du trainieren solltest.

Das Intervalltraining ist eine Trainingsmethode, bei der abwechselnd Belastungs- und Erholungsphasen aufeinander folgen und das Pferd auf beiden Seiten gleichmäßig durchgearbeitet wird. Die Unterbrechung der Belastungsphasen ermöglicht eine höhere Gesamtbelastung. Durch die gleichzeitige Kontrolle von Tempo und Rhythmus, helfen wir dem Pferd dabei, sich gleichmäßig und symmetrisch zu bewegen. Die Pause dient der Entspannung und  der mentalen Vorbereitung auf die nächste Übung. Dadurch fördern wir eine positive Einstellung und erhöhen die Aufmerksamkeit des Pferdes.

Equikinetic ist ein intensives Training, das du maximal dreimal pro Woche machen solltest. Achte auf ausreichend Erholung nach dem Training und halte mindestens einen Tag Pause mit lockerer Bewegung ein. 

Trainingsplan Equikinetic für Anfänger

StufeAnzahl ArbeitseinheitenDauer ArbeitseinheitDauer PauseHandwechsel
1860 s30 – 45 snach jeder Arbeitseinheit
21060 s30 – 45 snach jeder Arbeitseinheit
31260 s30 – 45 snach jeder Arbeitseinheit

Equikinetic Trainingsplan für Fortgeschrittene

StufeAnzahl ArbeitseinheitenDauer ArbeitseinheitDauer PauseHandwechselOptionale Steigerung
1460 s45 snach jeder Arbeitseinheit
2660 s45 snach jeder Arbeitseinheit
3660 s30 snach jeder Arbeitseinheit
4660 s30 snach jeder Arbeitseinheit1 Quergasse in der Ecke
5860 s30 snach jeder Arbeitseinheit
6860 s30 snach jeder Arbeitseinheit1 Quergasse in der Ecke
7860 s30 snach jeder Arbeitseinheit2 Quergassen in gegenüberliegenden Ecken
81060 s30 snach jeder Arbeitseinheit
91060 s30 snach jeder Arbeitseinheit1 Dreieck anstelle einer Gasse
101060 s30 snach jeder Arbeitseinheit2 Quergassen in gegenüberliegenden Ecken
111260 s30 snach jeder Arbeitseinheit
121260 s30 snach jeder Arbeitseinheit1 Quergasse in der Ecke 1 Dreieck in gegenüberliegender Ecke
131260 s30 snach jeder Arbeitseinheit2 Cavaletti über den Gassen

Für das Training brauchst du außer den Blau-Gelben Dualgassen und Pylonen kaum Ausrüstung. Ein gut sitzender Kappzaum, optimal mit Nasen- und Genickschoner, eine kurze Longe mit schmalem Karabiner und eine Dressurgerte reichen für diese Art von Training vollkommen aus. Außerdem brauchst du einen Intervalltimer. Hierfür gibt es eine große Auswahl an Apps, lade dir einfach eine davon herunter und stelle die entsprechenden Zeiten ein.

Wie beginne ich mit Equikinetic?

Zu Beginn solltest du dein Pferd langsam an das Training gewöhnen. Starte mit 8 Arbeitseinheiten je 60 Sekunden im Schritt und halte eine Pause von 30-45 Sekunden ein. Steigere das Training langsam im Tempo deines Pferdes.

Wie oft sollte man Equikinetic machen?

Das Equikinetic-Training ist am wirkungsvollsten, wenn du es über einen längeren Zeitraum etwa zwei- bis dreimal pro Woche absolvierst. Achte auf ausreichend Pausentage, damit sich die Muskulatur erholen kann.

Was ist der Unterschied zwischen Dual-Aktivierung und Equikinetic?

Dual-Aktivierung betont die Koordination der Gehirnhälften für verbesserte Symmetrie, während Equikinetic auf gleichmäßige Muskulatur abzielt, indem es ein spezielles Zeitsystem für Übungen auf dem Longierkreis verwendet. Beide Methoden sind von Michael Geitner entwickelt, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Was braucht man für Equikinetic?

Du brauchst:
– 8 Dualgassen (blau-gelb), ggf. 12 Pylonen
– einen gut sitzenden Kappzaum mit Nasen- und Genickschoner
– eine kurze Longe
– eine Dressur- oder Touchiergerte
– einen Intervalltimer

Autor

  • Larissa

    Ich bin stolze Besitzerin von zwei selbst ausgebildeten Pferden, Pferdetrainerin aus Leidenschaft und besitze ein Händchen für die Pferdeflüsterei. Ich möchte mit dir mein gesammeltes Wissen aus den letzten 20 Jahren teilen und hoffe, die Welt ein kleines bisschen pferdefreundlicher zu machen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen