Warum Wandern mit Pferden die Beziehung stärkt und für mehr Ausgeglichenheit sorgt

Wandern mit Pferden




Wandern mit Pferden

Ich lade dich einmal auf eine kleine Gedankenreise ein: Stell dir vor, du streifst früh am Morgen durch den Wald. Der Morgendunst liegt in der Luft, die Vögel zwitschern und die Sonnenstrahlen durchbrechen die Baumkronen und sorgen für ein atemberaubend schönes Licht. Neben dir läuft dein Pferd, ganz entspannt und auch noch ein wenig verschlafen. Es schnaubt und genießt den Spaziergang. Ihr seid an einem völlig fremden Ort und euer heutiges Ziel ist es, die Gegend zu erkunden und am Ende bei eurem nächsten Übernachtungsort anzukommen.

Das klingt wie ein Traum für dich? Das muss es nicht sein! Wandern mit dem Pferd oder Pony ist eines der schönsten Erlebnisse überhaupt und verbindet euch auf eine ganz neue, magische Art und Weise. Wander- oder Wanderreitpferde sind die ausgeglichensten Pferde, die ich kenne, denn sie sind viel draußen in der Natur und kennen jede erdenkliche Situation.

Du möchtest jetzt wissen, wie auch dein Pferd Schritt für Schritt zu einem entspannten Wanderpony trainieren kannst? Dann solltest du dir unbedingt meine 7 Schritte für gelassenes Wandern mit dem Pferd durchlesen und es einfach ausprobieren.

Dein Pferd ist oft angespannt und nervös? Es erschrickt sich schnell, wenn mal ein Windhauch durch die Halle pfeift? Dann wird es Zeit, dass du dich mit der Bodenarbeit beschäftigst und gemeinsam mit deinem Pferd Wald und Wiesen erkundest.

Egal in welchem Ausbildungsstand dein Pferd oder Pony gerade ist und auch egal ob in ihm eine coole Socke oder ein Nervenbündel steckt – gemeinsame Zeit verbindet und am besten kannst du sie in entspannten Wanderungen genießen. 

Warum dir das auch etwas für dein normales Training nützt? Ganz einfach: Schau dir z.B. einmal den Boden an. In der Halle oder auf dem Reitplatz liegt meist Sand, ohne große Stolperfallen, außer wir legen mal ein paar Stangen auf den Boden und üben gezielt am Stangentraining. In der Natur dagegen begegnet und alles. Von befestigten Wegen über Trampelpfade, Wiesen und Felder, die Bodenbeschaffenheit ist vielfältig und gibt dem Pferdekörper ganz viele neue Reize. Das festigt Sehnen und Bänder, beansprucht die Tiefenmuskulatur und schult die Trittsicherheit.

Auf den Touren durchs Gelände begegnet euch auch alles mögliche natürliche und unnatürliche. Raschelnde Büsche, Radfahrer, Hunde, Traktoren und spielende Kinder sind nur ein paar der gängigsten äußeren Reize, mit denen dein Pferd konfrontiert wird. Es ist das natürlichste Gelassenheitstraining, das du dir nur vorstellen kannst. Und jede gemeisterte Situation stärkt euer unsichtbares Band.

Je mehr dein Pferd kennt und mit je mehr Reizen es umgehen kann, desto losgelassener wird es auch. Das wirst du sehr bald auch beim Reiten merken. Der Windhauch ist mit einem Mal Normalität und auch die raschelnde Plastiktüte interessiert es nicht mehr.

Klingt super oder?

Du solltest jetzt aber nicht dein Pferd nehmen und gleich eine Tagestour mit ihm gehen. Denn wie in jedem anderen Bereich auch, erfordert auch das Wandern gezielte Vorbereitung und Training.

Informiere dich zunächst einmal über das Gelände bei dir in der näheren Umgebung. Was steht euch zum Üben zur Verfügung? Habt ihr jemanden, der euch begleiten möchte? Geht ihr allein? Wie fit bist du selbst? Was brauche ich alles über den Tag verteilt? Was braucht mein Pferd?

Du siehst also, Wandern mit Pferden will gelernt sein. Und das meiste lernt man durchs Machen. Also schnapp dir dein Pferd, meine Schritt für Schritt Anleitung und einen Notizzettel für alles Wichtige und los geht’s!

Die Vorbereitung für das Wandern mit Pferden ist entscheidend, um ein sicheres und erholsames Erlebnis zu gewährleisten. Wie für alles andere, müssen wir auch für das Wandern erst einmal die richtige Grundlage setzen. Dazu zählt vor allem der Aufbau der Kondition in allen fünf motorischen Grundfähigkeiten: Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Koordinationsfähigkeit.

Natürlich trainieren wir auch die Psyche des Pferdes, denn als Herdentier ist es schon ungewöhnlich, den ganzen Tag allein unterwegs zu sein. Wenn du mit jemandem zusammen trainierst, ist es natürlich bedeutend einfacher, da du das Pferd nicht komplett von der Herde trennen musst, sondern immer noch ein zweiter Kumpel mit dabei ist.

Beachte daher am besten diese 7 Schritte, dann bist du bestens für die ersten kleinen Wanderungen gerüstet und dein Pferd physisch und psychisch vorbereitet.

Bevor du beginnst, ist es wichtig, dass du dir klare Ziele setzt. Diese sollten so kleinschrittig wie möglich sein, aber trotzdem eine Herausforderung darstellen, an der ihr gemeinsam wachsen könnt. Ist dein Pferd z.B. total unsicher draußen, könnte das erste Ziel sein, entspannt einmal um das Stallgelände spazieren zu können und zwar in beide Richtungen. Auch wenn diese Runde nur 10 Minuten geht, ist es der erste Schritt zu einem entspannten Geländepferd. 

Wandern mit Pferd - Alleinsein üben

Überlege dir, welche Stärken und Schwächen dein Pferd hat. Überlege dir nun, wie du die Stärken nutzen kannst, um die Schwächen zu verbessern. Denke immer daran, dass dein Pferd möglichst ruhig in jeder erdenklichen, unerwarteten Situation sein sollte, wenn ihr lange unterwegs seid.

Ja, du hast richtig gelesen! Wir machen Führübungen, Basistraining sozusagen. Kannst du dein Pferd in Führposition von beiden Seiten führen? Könnt ihr Hindernisse passieren? Kann dein Pferd auf Abstand hinter dir laufen während ihr einen Engpass durchquert? Kannst du es in jeder Position auf Abstand schicken und wieder zu dir holen? Kann es voraus laufen und sogar ein Hindernis meistern, wenn du hinter ihm läufst?

All das sind Übungen, um deine Körpersprache zu verbessern und mehr ins Fühlen zu kommen. Wo ist mein Pferd? Wie reagiert es?

Stelle dir hierfür die Frage: möchtest du allein unterwegs sein, zu zweit oder in der Gruppe?

Wenn du dich für das Alleinsein entscheidest, musst du das deinem Pferd natürlich auch beibringen. Mental ist es für ein Pferd zu Beginn eine große Herausforderung, weg von der Herde zu sein. Um das zu üben, fange ganz ganz klein an. Gehe nur so weit, wie dein Pferd sich sicher fühlt. Baue viele Lektionen mit ein, die es kennt, um den Fokus auf dich zu richten und beende jedes Training positiv und mit ganz viel Lob.

Drehe um, wenn du merkst, dass du die Kontrolle verlierst! Es ist keine Schande, auf der Stelle kehrt zu machen und zeigt deinem Pferd nur, dass du ihm zuhörst und seine Sorgen und Ängste respektierst. Dein Pferd entwickelt so mehr und mehr Vertrauen in deine Führung und wird sich im Notfall an dir orientieren.

Zu zweit oder in der Gruppe hast du es meist leichter. Die Pferde sind entspannter, und wenn du z.B. einen sehr erfahrenen alten Hasen dabei hast, kann dein Pferd sich an ihm orientieren und ist automatisch auch ruhiger. Wenn du keinen Partner bei dir vor Ort findest, suche doch einfach mal in Gruppen nach Gleichgesinnten in ganz Deutschland und verabrede dich mit anderen Wanderreitern. 

Wie ich schon erwähnt habe, begegnen uns im Gelände allerlei gruselige Gegenstände und Situationen. Das kannst du aber wunderbar in geschützter Umgebung üben. Ermutige dein Pferd, Neugier zu zeigen, wenn etwas unheimliches vor ihm liegt, wie eine Plane oder eine Tüte. Belohne die Interaktion mit dem Gegenstand und den Mut des Pferdes. Besuche z.B. mal einen Workshop zum Thema Gelassenheitstraining. So habt ihr gleich eine unbekannte Umgebung und neue Herausforderungen in einem.

Auch im Gelände kannst du Gelassenheit üben. Gelbe Säcke, die auf dem Boden liegen, Flatterbänder, Mülltonnen, Kinder, Hunde … Die Liste ist lang und es finden sich bestimmt auch Übungspartner in deiner Nähe, um Situationen nachzustellen.

Sobald du länger unterwegs sein kannst, musst du dir Gedanken um Pausen machen. Regelmäßige Wasser- und Futterversorgung gehört auch bei Wanderungen zum artgerechten Umgang und darf nicht vernachlässigt werden. In manchen Gegenden gibt es spezielle Wanderreitstationen mit kleinen Weiden, die für Pausen genutzt werden können. Futter findet dein Pferd hier selbst zur Genüge und auch Wasser steht meistens zur Verfügung.

Wenn du selbst deine Tour planst, solltest du ca. alle 2 bis 3 Stunden an einer Wasserstelle halt machen und deinem Pferd die Möglichkeit zum Trinken geben. Spätestens alle 3 bis 4 Stunden solltest du Rast machen und dein Pferd für 30 bis 60 Minuten fressen lassen. Du kannst entweder vorhandene Koppeln nutzen, dir selbst einen mobilen Weidezaun mitnehmen oder das Pferd anpflocken. Das muss natürlich gut geübt werden, sodass es nicht in Panik gerät, wenn es mal auf den Strick tritt. 

Packsattel

Die Auswahl der richtigen Ausrüstung, wie beispielsweise des Packsattels, ist wichtig für das Wohlbefinden des Pferdes während der Wanderung. Gerade wenn du länger unterwegs bist, benötigst du mehr Ausrüstung als in einen Rucksack passt. Und wenn man sein Pferd schon dabei hat, kann es natürlich auch etwas tragen.

Es gibt eine große Auswahl von modernen und traditionellen Packsätteln. Tipps und Tricks, welches Modell zu wem passt gibt es vom Sattler deines Vertrauens. Du kannst auch hier einen Kurs belegen, wie du ein Pferd richtig bepackst. Die traditionelle Art des Bepackens ist das Säumen.

Nachdem ihr euch mit kürzeren Ausflügen vorbereitet habt, könnt ihr euch nun schrittweise an Tages- und Mehrtagestouren wagen. So steigert ihr stückweise eure Ausdauer beim Laufen und müsst schon bald auch an fremden Orten übernachten.

Starte mit einer Wanderung zu einem Stall in der Nähe, lass dein Pferd dort übernachten und wandere oder fahre mit deinem Pferd am nächsten Tag zurück. So lernt es, dass es immer wieder nach Hause geht und es keine Angst haben muss, lange von seinen Freunden getrennt zu sein.

Wanderreiter sind in ganz Deutschland unterwegs. Wenn du in der Gemeinschaft mitmachen möchtest, findest du bestimmt auch eine sehr intensive Freundschaft fürs Leben, denn die gemeinsame Zeit in der Natur verbindet!

Wanderreiten

Auf euch warten ganz besondere Erlebnisse in der Natur, neue Herausforderungen und eine tiefe Verbundenheit. Ihr lernt, gegenseitig Rücksicht zu nehmen, auf neuen Pfaden unterwegs zu sein und mutig und unerschrocken durch die Welt zu ziehen.

Egal in welcher Reitweise du normalerweise unterwegs bist, das Wandern hilft dir und deinem Pferd mehr Ruhe und Losgelassenheit zu finden und nicht gleich frustriert zu sein, wenn etwas mal nicht klappt. Es ist eine Auszeit für Mensch und Tier! Genießt es also, zusammen Zeit zu verbringen!

Ist spazieren gehen gut für Pferde?

Spazierengehen ist gut für Pferde, da es zur Entspannung beiträgt und ihre natürliche Bewegung fördert. Außerdem stärkt es die Beziehung zwischen Mensch und Pferd und steigert die Fitness.

Wie viele Kilometer kann man mit einem Pferd am Tag reiten?

Die Anzahl der gerittenen Kilometer hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Trainingszustands des Pferdes, des Terrains und des Tempos. Im Allgemeinen können gut trainierte Pferde 20-40 Kilometer pro Tag zurücklegen.

Wo darf man mit einem Pferd spazieren gehen?

Mit einem Pferd darf man in Waldgebieten, auf ausgewiesenen Reitwegen, auf Feldwegen und in einigen öffentlichen Parks spazieren gehen. Im Straßenverkehr gelten spezifische Regeln, und Vorsicht ist geboten. Ein Pferd gilt laut StVO als Fahrzeug. Du musst also auf der Straße gehen und dich an die Verkehrsregeln halten. Im Dunkeln müssen Pferde beleuchtet sein.

Autor

  • Larissa

    Ich bin stolze Besitzerin von zwei selbst ausgebildeten Pferden, Pferdetrainerin aus Leidenschaft und besitze ein Händchen für die Pferdeflüsterei. Ich möchte mit dir mein gesammeltes Wissen aus den letzten 20 Jahren teilen und hoffe, die Welt ein kleines bisschen pferdefreundlicher zu machen.

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