Der Senkrücken beim Pferd – Ursachen, Merkmale, Prävention und Training
Senkrücken Pferd
Im Alltag begegne ich regelmäßig Pferden, die einen beginnenden oder bereits stark ausgeprägten Senkrücken zeigen. Leider sind die meisten Fälle hausgemacht durch falsches Training, falsche Belastung und unpassende Ausrüstung. Dabei ist es nicht schwer, den Rücken deines Pferdes gesunderhaltend zu trainieren!
Hängt der Pferderücken erst einmal durch, spiegelt sich das natürlich in der Leistungsfähigkeit und dem Wohlbefinden deines Pferdes wider. Eine Trageerschöpfung ist nur eine der möglichen Folgen, auch Arthrosen und Kissing Spines können dadurch entstehen.
Du möchtest dein Pferd bis ins hohe Alter gesund und fit über die Weide galoppieren sehen? Dann erkläre ich dir jetzt genau, wie du einem Senkrücken vorbeugen kannst und natürlich auch wie du ihn erkennst und behandelst.
Also, legen wir los!
Inhaltsverzeichnis
Wie erkenne ich einen Senkrücken beim Pferd?
Ein Senkrücken ist, wie der Name schon sagt, daran zu erkennen, dass der Rücken im Bereich der Sattellage nach unten hängt. Normalerweise ist die Oberlinie des Pferdes dominanter als die Unterlinie. Bei einem Senkrücken ist das genau umgekehrt. Die Oberlinie ist unharmonisch und der Bauch hängt nach unten.
Ein Jungpferd im Wachstum kann so überbaut sein, dass es nach einem Senkrücken aussieht. Dieser verwächst sich allerdings wieder. Um das zu erkennen, fotografiere dein Pferd von der Seite und zeichne eine Linie von der Kruppe zum Widerrist. Ist diese Linie nicht waagerecht, sondern abfallend zur Brust hin, ist es sehr wahrscheinlich überbaut. Reiten solltest du es in so einem Stadium nicht, um den Rücken zu schonen.
Wenn du eines der folgenden Anzeichen eines Senkrückens bei deinem Pferd feststellst, solltest du auf Ursachenforschung gehen und überprüfen, ob dein Training und deine Ausrüstung dem Pferd gut tun.
- Veränderte Sattellage: Fängt der Sattel an nach vorne oder hinten zu rutschen, kann es zur Brückenbildung kommen und es können Druckspitzen entstehen.
- Muskelverspannungen: Fühlt sich die Muskulatur entlang der Wirbelsäule verspannt und hart an? Zuckt das Pferd bei Berührung oder zeigt es sogar Schmerzanzeichen?
- Eingeschränkte Beweglichkeit: Läuft dein Pferd steif oder hat es Probleme sich zu biegen?
- Asymmetrie: Ist die Rückenmuskulatur ungleichmäßig ausgeprägt?
- Verändertes Verhalten: Hat dein Pferd Schmerzen, wird es beim Satteln, Reiten oder im allgemeinen Umgang Unwilligkeiten zeigen. Das kann ein Schnappen nach dem Sattel sein oder auch ein gegen die Hilfen gehen beim Reiten.
- „Hohlkreuz“: Das wohl einfachste Erkennungsmerkmal eines bereits stärker ausgeprägten Senkrückens.
Achtung: Diese Anzeichen deuten nicht zwangsläufig auf einen Senkrücken hin, zeigen aber klar, dass etwas nicht stimmt. Ignoriere die Signale deines Pferdes nicht und rufe einen Tierarzt zu Rate! Denn vorbeugen ist immer leichter als heilen.
Welche Ursachen führen dazu, dass das Pferd einen Senkrücken bekommt?
Viele Pferde, egal ob im Freizeit- oder im Sportbereich, werden zu früh und vor allem nicht richtig trainiert. Ein Pferd ist ein Lauftier und nicht zum tragen von Lasten gemacht. Möchten wir es reiten, müssen wir dafür sorgen, dass die Bemuskelung ausgeglichen und stark genug ist, um das Reitergewicht zu tragen.
Der Reiter sitzt auf den langen Dornfortsätzen der Wirbelsäule. Ist die Muskulatur zu schwach, kann das Pferd den Rücken nicht aufwölben, um das Gewicht zu tragen. Dadurch sinkt der Rücken nach unten. Der Pferderücken schwingt nicht mehr und ist fest. Kommen dann noch Faktoren wie eine fehlende oder falsche Gymnastizierung hinzu, entwickelt sich schleichend eine Trageerschöpfung.
Ein nicht passender Sattel führt dazu, dass die Last nicht ausreichend verteilt wird. Es entstehen Druckspitzen, die wiederum dazu führen, dass das lange Rückenband verhärtet. Der lange Rückenmuskel verspannt und das Pferd drückt den Rücken weg, um dem Schmerz auszuweichen. Haben wir dazu auch noch einen schlecht sitzenden Reiter, ist der Senkrücken nur noch eine Frage der Zeit.
Ein Senkrücken entsteht auch, wenn das Pferd aufgrund anderer Erkrankungen wie Arthrose oder Hufproblemen Schmerzen hat und eine Schonhaltung einnimmt.
Eine weitere Ursache können Wachstumsstörungen bei Jungpferden sein, welche zu einer ungleichen Entwicklung der Wirbelsäule führen.
Genauso spielt der Alterungsprozess eine Rolle. Ältere Pferde verlieren häufig an Muskelmasse und Elastizität, wodurch die Stützmuskulatur geschwächt ist. Deswegen ist es wichtig, auch alte Pferde fit zu halten, selbst wenn sie nicht mehr geritten werden.
Bei einigen wenigen Ausnahmen ist ein Senkrücken genetisch bedingt. Hierzu zählen Rassen mit sehr hoch ansetzendem Hals, wie z.B. Friesen. In diesem Fall müssen Bauch und Rücken besonders gut gekräftigt werden, um das Pferd überhaupt reiten zu können.
Wie kann ich ein Pferd mit Senkrücken trainieren?
Da ein Senkrücken sehr häufig mit einer Trageschwäche zusammenhängt, solltest du auf das Reiten erstmal verzichten, bis die Muskulatur wieder gekräftigt ist. Das heißt nicht, dass du dein Pferd nie wieder reiten kannst, im Gegenteil, wenn du es vernünfig wieder aufbaust, wird es danach fitter als vorher sein.
Kläre zunächst mit deinem Tierarzt ab, welche Belastung für dein Pferd in Ordnung ist und ob es noch weitere Begleiterkrankungen gibt, die behandelt werden müssen. Regelmäßige Behandlungen von einem Physiotherapeuten oder Osteopathen helfen dabei, die verhärtete Muskulatur zu lösen und das Gewebe wieder geschmeidig zu machen.
Ist die Ursache bekannt und ein Therapieplan aufgestellt, geht es nun daran, durch gezieltes Training den Rückenproblemen den Kampf anzusagen. Dazu zählt vor allem die Kräftigung der Rumpfträgermuskulatur, also Bauch und Rücken. Lass dir am besten von einem Trainer helfen, einen geeigneten individuellen Traningsplan aufzustellen. Hierfür gibt es auch online Angebote, wenn du keinen passenden Trainer in deiner Nähe hast. Gerne helfe ich dir dabei, einen passenden Plan für dich und dein Pferd aufzustellen. Klicke einfach hier für mehr Informationen zu meinen Angeboten.
Kräftigung des Rückens durch einen starken Rumpfträger
Um einen aktiven Schub aus der Hinterhand zu bekommen, müssen wir auch die Vorhand trainieren. Denn wenn dort alles steif und schwach ist, kann dein Pferd nicht von hinten unter den Schwerpunkt fußen. Um die Bauchmuskulatur zu stärken ist Stangenarbeit eine hervorragende Möglichkeit. Du kannst alle Übungen vom Boden aus machen und sorgst durch die Stangen für mehr Aufrichtung im Rumpf.
Seitengänge wie das Schulterherein oder das Travers stärken die gesamte Muskulatur des Pferdes. Ich würde aber erst mit Seitengängen anfangen, wenn das Pferd etwas gelockert ist und keine starke Kompensionshaltung mehr einnimmt. Vom Boden aus kannst du die Seitengänge super mit Hilfe der klassischen Arbeit an der Hand abrufen.
Kräftigung der Hinterhand
Eine starke Hinterhand, die aktiv Schub geben kann, erhalten wir im ersten Stadium durch Vorwärts-Abwärts-Training an der Longe. Hierbei ist die Rückenlinie entspannt und das Pferd kann untertreten. Achte darauf, dass dein Pferd die Nase vorne nicht tiefer als das Vorderfußwurzelgelenk hat. Diese Übung hilft auch dabei, den Rücken zu dehnen und die Halsmuskulatur zu entspannen.
Ist der Pferdekörper wieder gelöst und die Muskulatur schon deutlich besser ausgeprägt, kannst du mit Freispringen die Hinterhand stärken. Eine weitere gute Übung, um mehr Spannung in den Körper zu bekommen und die Muskeln gleichmäßig aufzubauen ist die Equikinetic.
Kräftigung der Tiefenmuskulatur
Du kennst es bestimmt auch aus dem Yoga oder Pilates: egal was du machst, alles ist leichter wenn du einen starken „Core“ hast. Das bedeutet, dass die ganzen kleinen, tief liegenden Muskeln trainiert werden müssen. Und wie funktioniert das? Am besten auf unebenem Untergrund. Gehe ins Gelände spazieren und klettere über Stock und Stein. Gehe viel bergauf und bergab und übe z.B. mal die Seitengänge in Hanglage sowohl nach unten als auch nach oben.
Eine weitere tolle Möglichkeit ist das Training auf Gymnastikmatten, Balance Pads oder Pferdewippen. Das bringt nicht nur Spaß sondern ist auch ein klasse Workout, auch wenn es oft nicht so aussieht.
Wenn wir schon beim Thema Yoga sind: Zirkuslektionen sind quasi Yoga fürs Pferd. Versuche dich doch mal am Kompliment oder Plié. Auch der Spanische Schritt sorgt dafür, dass der Rücken angehoben werden muss, um die raumgreifende Bewegung zu meistern.
Du siehst also, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Weitere Tipps
Achte auf regelmäßige Pausen! Du stellst das Training deines Pferdes komplett auf den Kopf und möchtest, dass sich die Muskeln möglichst schnell aufbauen, damit es wieder ein Reitpferd wird. Dafür musst du deinem Pferd aber auch Pausen gönnen. Ein bis zwei arbeitsfreie Tage in der Woche solltest du auf jeden Fall einplanen. An diesen Tagen kannst du z.B. Wellness machen und dein Pferd massieren, die Faszien lösen oder eine Wärmebehandlung mit einem Moorkissen machen. Lasse dir einfach ein paar Dinge von deinem Therapeuten zeigen, die du einfach umsetzen kannst.
Sobald du wieder aufs Pferd darfst, solltest du den Sattel neu anpassen lassen. Der Körper hat sich verändert und der Sattel wird garantiert nicht mehr passen. Starte mit kurzen Reiteinheiten in Dehnungshaltung, um die Tragkraft wieder aufzubauen. Reite in der Lösungsphase vorwärts-abwärts und hänge eine kurze, versammelte Phase mit ein paar Seitengängen an. Achte darauf, ob das Pferd beim Reiten Schmerzsignale zeigt oder Verspannungen auftreten.
Was muss ich tun, damit ein Senkrücken gar nicht erst entsteht?
Dein Pferd ist gesund und du möchtest jetzt wissen, was du zur Vorbeugung tun kannst, damit der Senkrücken gar nicht erst (wieder) entsteht? Dann habe ich hier eine kurze Checkliste für dich zusammengestellt.
- Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen zur Früherkennung von möglichen Problemen und zur Behandlung von Verletzungen
- Regelmäßige Behandlungen durch einen Physiotherapeuten, Osteopathen oder Chiropraktiker um die Muskulatur zu lockern und Blockaden zu lösen
- Regelmäßige Sattelkontrolle
- Gymnastizierendes, gesunderhaltendes, abwechslungsreiches Training (aber Achtung: keine Überbelastung!)
- Regelmäßige Pausen und Ruhephasen zur Erholung
- Professionelle Hufpflege, um Hufproblemen und Fehlstellungen vorzubeugen
- Artgerechte Haltung und Fütterung, um für ein gesundes Sozialverhalten und Körpergewicht zu sorgen
- Angemessenes Reitergewicht: Ja, auch du selbst solltest darauf achten, dass dein Pferd nicht zu viel schleppen muss! Eine gute Körperspannung ist ebenfalls hilfreich, um deinem Pferd nicht schwer im Rücken zu sitzen, also ab ans Bauchmuskeltraining!
Häufig gestellte Fragen zum Thema „Senkrücken Pferd“
Kann man ein Pferd mit Senkrücken noch reiten?
Du solltest grundsätzlich darauf achten, die Muskulatur zu stärken und dein Pferd erst wieder reiten, wenn diese aufgebaut ist. Bei einem erworbenen Senkrücken solltest du nicht reiten. Bei einem angeborenen Senkrücken musst du besonders stark auf das Training der Rumpfträgermuskulatur achten.
Wie bekommt man einen Senkrücken beim Pferd weg?
Die Behandlung eines Senkrückens erfordert eine individuelle Herangehensweise. Angepasstes Training, physiotherapeutische Maßnahmen, korrekte Sattelpassform und tierärztliche Betreuung sind das A und O für eine Besserung.
Was ist ein Senkrücken bei Pferden?
Ein Senkrücken bei Pferden ist eine Absenkung der Wirbelsäule im Bereich der Sattellage. Dies kann verschiedene Ursachen haben, darunter genetische Faktoren, falsches Training oder orthopädische Probleme, und erfordert eine gezielte Behandlung.vv
Welcher Sattel passt für ein Pferd mit Senkrücken?
Ein speziell angepasster Sattel, möglicherweise mit flexiblen Sattelbäumen und individuellen Polstern, ist wichtig für Pferde mit Senkrücken. Ein erfahrener Sattler kann einen maßgeschneiderten Sattel empfehlen, um Druckpunkte zu minimieren und die Rückengesundheit zu unterstützen.